Das Thema
Leichter Ladungsträger Sd.Kfz.302
"Goliath" und "Borgward B IV"
Entwicklung
Ende der 30iger Jahre des 20. Jahrhunderts entwickelte die französische Firma "Kégresse" einen Ladungsträger, ein kleines Fahrzeug um Sprengladungen zu transportieren. Als die Wehrmacht den "Westfeldzug" begann, wurde dieses Fahrzeug in der Seine versenkt umso das Fahrzeug nicht in die Hände der Deutschen kommen zu lassen. Es konnte aber geborgen werden und im November 1940 wurde die Firma "Borgward" beauftragt auf Basis dieses Fahrzeuges eigene Entwicklungen zu beginnen. So sollte ein Fahrzeug entwickelt werden, das ferngesteuert und geländegängig war, um so Sprengladungen von mindestens 50kg transportieren zu können, ohne dabei Personal in Gefahr zu bringen. Das Einsatzgebiet sollte die Zerstörung von Bunkern und Befestigungslinien sein sowie Fahrzeuge und andere wichtigen und strategischen Objekte des Feindes. Aus dieser Entwicklung entstand der leichte Ladungsträger "Goliath" (Sd.Kfz. 302). Dieser drahtgelenkte Kleinstpanzer, mit einer Sprengmasse von 60kg, entsprach den gesetzten Vorgaben. Ab April 1942 wurde diese Variante an die Truppe ausgeliefert. Mit Hilfe eines speziellen Transportanhängers, der die Laufrollen des "leichten Zugkraftwagen 3t" hatte, konnte der "Goliath" zum Einsatzort gebracht werden. Dort wurde er dann einsatzbereit gemacht und mit Hilfe der Fernsteuerung und des Elektromotors konnte der Ladungsträger zum Zielobjekt gelenkt und dort zur Detonation gebracht werden.
Vom Goliath "E", "E" für Elektromotor, wurden bis Juli 1944 insgesamt 2650 Exemplare gebaut. Da der Ladungsträger beim Einsatz immer zerstört wurde, da die Sprengladung nicht abgesetzt werden konnte, und der Elektromotor recht teuer war wurden auch Varianten mit Benzinmotor entwickelt. Ab April 1943 wurden die ersten Fahrzeuge des "Goliath" (Sd.Kfz. 303a) ausgeliefert. Insgesamt wurden von dieser Reihe dann 4593 Stück produziert. Diese Ladungsträger konnten 75kg Sprengstoffmasse zum Einsatz bringen.
Ab November 1944 kam ein weiteres Model zum Einsatz. Der "Goliath" (Sd.Kfz. 303b) konnte 100kg Sprengstoffmasse verbringen und wurde mit einer Zahl von 325 Fahrzeugen produziert.
Obwohl die Ladungsträger "Goliath" vom Konzept ihrer Zeit weit voraus waren wurden sie nur in geringer Zahl eingesetzt. Die technischen Möglichkeiten dieser Zeit reichten noch nicht aus um den Ladungsträger zu einem großen Erfolg zu führen. So waren am Ende des Krieges immer noch 2527 Exemplare mit Elektromotor und 3797 Fahrzeuge mit Benzinmotor vorhanden. Auf Grund der schwierigen Handhabung, der hohen Empfindlichkeit und der zu kleinen Sprengladungen kam der "Goliath" nie zum großen Durchbruch.
Ausführungen
Borgward | |
April 1942 bis Juli 1944 | |
2650 | |
ca. 3000 RM | |
370kg | |
60kg | |
1,50m | |
0,85m | |
0,56m | |
2x Elektromotor, (Bosch MM/RQL 2500/24 RL2) |
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10 km/h | |
0,8 - 1,5km | |
5mm (Front) |
Borgward | |
April 1943 bis September 1944 | |
4594 | |
ca. 1000 RM | |
365kg | |
75kg | |
1,62m | |
0,84m | |
0,60m | |
2-Zylinder-Zweitaktmotor; 703 cm³ / 4500 1/min, 12,5 PS (Zündapp SZ7) |
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10 km/h | |
6 Liter | |
6 - 12km (Straße), 6 -8km (Gelände) |
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10mm (Front) |
Amerikanische Soldaten bei der Untersuchung erbeuteter "Goliath"-Ladungsträger
Borgward | |
November 1944 bis Kriegsende | |
325 | |
ca. 1000 RM | |
430kg | |
100kg | |
1,63m | |
0,91m | |
0,62m | |
2-Zylinder-Zweitaktmotor; 703 cm³ / 4500 1/min, 12,5 PS (Zündapp SZ7) | |
11,5 km/h | |
6 Liter | |
6 - 12km (Straße), 6 -8km (Gelände) |
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10mm (Front) |
Borgward
Sd.Kfz.301 "Borgward B IV"
Borgward IV
Dieses, eigentlich als Munitionsschlepper konstruierte Automobil, konnte in der eigentlichen Funktion nicht überzeugen. Ebenfalls war die Verwendung als ferngelenkter Minensucher nicht von Erfolg gekrönt. So entschied man auf höchster Ebene, im Heereswaffenamt, dass man den Borgward als Ladungsträger umkonstruieren sollte. So begann man im April 1942 mit dem Umrüsten der Fahrzeuge. Ab November 1942 kamen diese dann bei der Truppe zum Einsatz. Um größere Strecken zurücklegen zu können, besaßen die Fahrzeuge ausklappbare Fahrererker. So konnte ein Kraftfahrer dieses Kfz über weite Entfernungen fahren. Zum Einsatz wurde der Borgward dann aber per Fernsteuerung gelenkt. Dabei hatte der Bediener mit seiner Fernbedienung eine Reichweite von bis zu 1km.
Borgward | |
1178 | |
3450kg | |
500kg | |
3,35m | |
1,80m | |
1,25m | |
Borgward 6M RTBV, 6-Zylinder-Benzinmotor; 2310 cm³, 49 PS |
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38 km/h (Straße) | |
120km (Straße) | |
20mm (Front) |
Wenn der Ladungsträger am Ort des Geschehens angekommen war, konnte die 500kg schwere Sprengladung, die vorn am Kfz befestigt war, abgelegt werden. Nachdem dann das Fahrzeug den Gefahrenbereich verlassen hatte, konnte die Zündung erfolgen. Somit hatte diese Variante der Ladungsträger zwei Vorteile gegenüber dem "Goliath". Der Borgward konnte eine stärkere Ladung transportieren und er war wiederverwendbar bzw. wurde nicht beim Einsatz mitvernichtet. Von den Schweren Ladungsträgern "Borgward B IV" wurden 3 verschiedene Ausführungen mit einer Gesamtstückzahl von insgesamt 1178 Exemplaren hergestellt. Diese unterschieden sich nur durch stärkere Panzerung und verstärkter Motorisierung.
Einsatz
Panzerabteilung ( F.L. ) 300
Die Panzerabteilung 300 wurde am 15. September 1940 mit 2 Kompanien aufgestellt. Dies geschah durch die Umbenennung der " Minenräum-Abteilung 1 ". Wie der Name schon sagt war der eigentlich Auftrag dieser Einheit gewesen Minensperren zu räumen oder durch Schaffen von Minengassen, durch die feindlichen Sperren, den Vormarsch der eigenen Teile zu unterstützen. Am 9.Februar 1942 bekam sie die Zusatzbezeichnung " F.L." und wurde mit den ferngelenkten Ladungsträgern "Goliath" und "Borgward B IV! ausgerüstet. Die Abteilung erhielt des Weiteren eine dritte Kompanie. Sie wurde als Heerestruppe in Südrussland bei der 1. Panzerarmee eingesetzt. Am 9. September wurde sie in " Panzerabteilung ( Fkl. ) 301 " umbenannt.
Panzerabteilung ( Fkl. ) 302
Die Abteilung wurde am 15. Oktober 1942 in Neuruppin, Wehrkreis III, aufgestellt. Die Abteilung wurde aus dem Stab der aufgelösten III. Abteilung vom Panzer-Regiment 10, deren 9. und 10. Kompanie, sowie der 2. Kompanie von der Panzer-Abteilung (Fkl) 301 aufgestellt. Die Abteilung wurde als Heeresgruppe eingesetzt. Am 25. Januar 1943 wurde die Abteilung aufgelöst. Der Stab, die Stabskompanie, die 1. und 2. Kompanie kamen zur Panzer-Abteilung (Fkl) 301, die 3. Kompanie bildete die selbständige Panzer-Kompanie (Fkl) 312. Erneut aufgestellt wurde die Abteilung im Juli 1944 durch den Oberbefehlshaber West. Zur Aufstellung wurden die selbständigen Panzer-Kompanien (Fkl) 311, 315, 316 und 317 herangezogen. Die Abteilung wurde erneut als Heerestruppe aufgestellt und kam zuerst in Frankreich zum Einsatz. Nach erfolgter Auffrischung, verlegte die Abteilung im Dezember 1944 nach Ostpreußen. Im Januar 1945 kam die 4. Kompanie zur Abteilung. Diese wurde aber bald darauf, ca. Ende Februar 1945, zur Bildung der Panzer-Abteilung (Fkl) 303 abgegeben. Zuletzt stand die Abteilung bei der 4. Armee im Einsatz.
Panzerabteilung ( Fkl. ) 303
Die Panzer-Abteilung (Fkl.) 303 wurde am 2. Januar 1945 in Eisenach, im Wehrkreis IX, aufgestellt. Die Abteilung wurde zu 3 Kompanien mit 45 Sturmgeschützen aufgestellt. Dabei wurden neben der Panzer-Kompanie 319 (Fkl.) auch die beiden 4. Kompanien der Panzer-Abteilungen (Fkl) 301 und 302 verwendet. Am 12. Januar 1945 wurde die Verlegung der aufstellenden Kompanien auf den Truppenübungsplatz Grafenwöhr, im Wehrkreis XIII, befohlen. Am 20. Januar 1945 wurde die Herauslösung der Panzer-Kompanie 319 (Fkl.) aus der Front und die Verlegung auf den Truppenübungsplatz Grafenwöhr befohlen. Am 17. Februar 1945 wurde nur noch die Ausstattung der Abteilung mit 31 Sturmgeschützen befohlen. Die Abteilung wurde jetzt auch in Panzer-Abteilung 303 umbenannt. Die weitere Aufstellung sollte als normale Panzer-Abteilung mit Sturmgeschützen, ohne Fkl-Gerät, erfolgen. Am 20. Februar 1945 erging dann der Befehl die Abteilung zur Panzer-Abteilung Döberitz umzubenennen.
Quellen
"Waffentechnik im Zweiten Weltkrieg" von Alexander Lüdeke, Parragon-Verlag, ISBN: 978-1-4054-8584-5"Panzer der Wehrmacht 1933-1945" von Alexander Lüdeke, Motorbuch-Verlag, ISBN: 978-3-613-02953-8
http://www.lexikon-der-wehrmacht.de
Bundesbildarchiv
Autor: panzermeyer